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Volta und Co erleben eine Krise Ein junger Lkw-Bauer hat eine Schuldenkrise


Die "Kleinen" in der Not: Viele innovative Elektro-Lkw-Marken wie EFA-S, Volta oder Arrival stecken in Schwierigkeiten – zu den Hintergründen.

14.11.2023 Franziska Nieß

EFA-S, Fahrzeug-Umrüster aus Zell unter Aichelberg (Baden-Württemberg) steckt in Schwierigkeiten. Seit 2009 hat es sich das Unternehmen zur Aufgabe gemacht, Transporter markenunabhängig auf Elektroantrieb umzurüsten. Ein Geschäftsmodell, das lange Erfolg hatte. Die rund 20 Mitarbeitenden waren mit Herzblut dabei. Ein langjähriger Kunde von EFA-S, die Abkürzung steht für „ElektroFahrzeuge Stuttgart“, ist zum Beispiel der Paketdienstleister UPS. Seit 2010 haben die beiden Firmen zusammengearbeitet.

EFA-S konnte nach Angaben eines Unternehmenssprechers unter anderem mit sogenannten LFP-Zellen punkten. Sie kommen ohne kritische Materialien wie Nickel, Kobalt oder Mangan aus und gelten als besonders sicher. Eine weitere Stärke der LFP-Zelle ist ihre höhere Lebensdauer. Das alles hat EFA-S nicht am Leben gehalten. Bereits Anfang Juli wurde ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Die Liquidation steht seit Anfang September im Handelsregister. Als Grund für die Insolvenz nennt der Unternehmenssprecher Lieferverzögerungen deutscher Hersteller. Wichtige Teile fehlten, sodass weniger Fahrzeuge verkauft werden konnten als geplant.

Fahrzeuge aus Russland will keiner mehr

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Der zweite geschäftsschädigende Grund ist der Ukraine-Krieg. EFA-S nutzte fabrikneue Fahrzeuge ohne Motor und Getriebe des russischen Automobilkonzerns GAZ. Die fallen zwar noch nicht unter die EU-Sanktionen, werden aber im europäischen Markt nicht mehr akzeptiert. Kaum ein Unternehmen wollte demnach russische Fahrzeuge kaufen. Wie es mit dem Umrüster aus dem Süden Deutschlands weitergeht, ist derzeit noch unklar. Interessenten zur Übernahme gibt es jedenfalls.

Foto: ElektroFahrzeuge Stuttgart

EFA-S wurde 2009 gegründet, in diesem Jahr musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.

EFA-S befindet sich mit seinen Problemen leider in bester Gesellschaft. Wobei sich das Unternehmen mit knapp 24 Jahren vergleichsweise lange auf dem Markt halten konnte. Der schwedische Lkw-Bauer Volta Trucks, gegründet im Jahr 2019, ist ebenfalls insolvent. „Wir revolutionieren die Logistik auf der letzten Meile“, so wirbt Volta Trucks noch auf seiner Website.

Im April dieses Jahres hat Volta Trucks die Serienproduktion des Volta Zero – konzipiert für den innerstädtischen Lieferverkehr – im ehemaligen MAN-Werk in Steyr (Österreich) aufgenommen. DB Schenker hatte bereits im letzten Jahr 1.470 Einheiten des batterieelektrischen 16-Tonners bestellt, der Kühlfahrzeug-Vermieter Petit Forestier 1.000 Stück. Insgesamt sollte sich der Auftragsbestand im Oktober 2022 schon auf rund 6.500 Fahrzeuge belaufen haben. Klingt solide. Was führte also zur Insolvenz?

Voltas Batterielieferant Proterra ging zuerst insolvent

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Nach Unternehmensangaben hat sich die Insolvenz des Volta-Batterielieferanten Proterra im August erheblich auf die Produktionspläne ausgewirkt. Das Unternehmen musste sein prognostiziertes Produktionsvolumen nach unten korrigieren. Die Unsicherheit bezüglich des Batterielieferanten führte demnach zu Problemen, auf dem Kapitalmarkt weitere Investorengelder einzutreiben.

Volta Trucks Zero 2022 Foto: Volta Trucks

Der Volta Zero ist für die Innenstadt konzipiert.

Für den insolventen Batterielieferanten naht Rettung. Die Volvo Group übernimmt Proterra für 210 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 197 Millionen Euro. Schon Anfang 2024 könnte der Zusammenschluss stehen. Ob sich damit auch eine neue Chance für Volta Trucks eröffnet, bleibt abzuwarten. Im April 2021 hat die Volvo Group bereits 60 Prozent an dem 2008 gegründeten Elekro-Lkw-Bauer Designwerk erworben. Die Verbindung von großem und kleinem Unternehmen soll die notwendige Verbreitung von Elektrofahrzeugen und unterstützender Infrastruktur beschleunigen.

An diesen Beispielen zeigt sich ein neues Kräfteverhältnis. Während vor etwa drei Jahren Start-ups wie Volta Trucks, Arrival und Clean Logistics den großen Herstellern mit ihren Konzepten den Weg in die Zukunft weisen wollten, macht sich im Jahr 2023 Ernüchterung breit. „Die OEMs haben aufgeholt“, sagt Christoph Wede, Senior Partner bei der Beratungsfirma eMobility Consult. „Die Start-ups haben einen guten Ansatz, aber oft können sie ihn nicht umsetzen“, so Wede. Das liege an verschiedenen Interessen, unter anderem der Investoren. Die Gründer verlieren deswegen den roten Faden und verfolgen ihr ursprüngliches Geschäftsmodell nicht konsequent – so lautet eine Erklärung. Die Investorensuche an sich gestalte sich ebenfalls schwierig.

Kommt UPS noch zu seinen Arrival-Lieferwagen?

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Getroffen von den Turbulenzen der jungen Lkw-Bauer ist auch UPS. Vor rund drei Jahren orderte der Logistikdienstleister 10.000 Elektro-Lieferwagen bei dem britischen Start-up Arrival. Zur Investitionssumme machte UPS keine Angaben. Arrival befindet sich nach den jüngsten Meldungen auf deren Website ebenfalls im Schlingerkurs. Die Serienproduktion läuft immer noch nicht hoch. Im vergangenen Jahr machte die Meldung die Runde, dass ein E-Lieferwagen von Arrival während einer Demonstration für UPS in Brand geraten sein soll.
Alles keine Gründe für UPS, um weiter auf Arrival-Fahrzeuge zu hoffen. „Unsere Flotte von über 17.800 Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen und fortschrittlichen Technologien wächst weltweit weiter, da wir mit verschiedenen Herstellern mehrere emissionsarme und emissionsfreie Transportlösungen entwickeln. Wir prüfen fortlaufend die Auswirkungen der Entscheidung von Arrival, sich verstärkt um ihre Produktion zu kümmern, und die Auswirkungen auf unseren Einsatz von Fahrzeugen“, heißt es von UPS-Seite über Arrival.
Darüber hinaus integriere UPS im Rahmen seines City Logistik- Projekts vermehrt Lastenräder und E-Bikes in den Flotten. Dabei sind wohl weniger Turbulenzen zu erwarten.

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Author: Natalie Navarro

Last Updated: 1702622522

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